Im Katharinenkloster (Sinai) und in seiner Umgebung

In St. Catherine's Monastery (Sinai) and its Surrounding

während des

Orthodoxen Osterfestes im April/2008

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 Sharm-el-Sheikh mit seinen Touristenhochburgen bietet einen möglichen Ausgangspunkt zum Besuch eines der ältesten Klöster der Christenheit, das etwa 250 km weiter nördlich in der Wildnis der Sinai-Berge zu finden ist: das Katharinenkloster, ein eigenständiges (autokephales) griechisch-orthodoxes Kloster.

Das Kloster in der Mitte des Tals, das Dorf im Hintergrund, umgeben von Sand, Geröll und felsigen Bergen

Touristenbusse bewegen sich fast täglich dorthin,  nicht  jedoch in der Zeit um das orthodoxe Osterfest, dann ist der ohnehin eingeschränkte Zutritt für Touristen nicht erlaubt. Dann wird das Klosterleben bestimmt von den Liturgien und Zeremonien zur Feier der Auferstehung Christi, und nur die Gläubigen und deren Gäste haben Zutritt. Dieses Privileg hatten wir, die freie Journalistin Katharina, die zum 25. Mal das Kloster besuchte, und ich als ihr Gast und Partner.

 

Die alten hohen Klostermauern, geschützt durch eine neue Touristenbarriere

Die hohen, alten Mauern aus frühchristlicher Zeit, die das Kloster umgeben, wurden ihrerseits vor kurzem durch eine kleinere Schutzmauer gegen Touristengraffiti und ähnliche "Angriffe" geschützt. Die hölzernen Vorbauten der alten Mauer enthalten im Inneren Seilwinden zum Hochhieven von Materialien, denn die Eingänge zum Kloster sind klein und winkelig, um feindliche Angriffe mittels Rammböcken abzuwehren.

 

 

Im Inneren der Klostermauern stellt die dreischiffige Basilika (20x39 m2) mit ihrem Glockenturm das zentrale Gebäude der Klosteranlage dar, die auf Wunsch des Kaisers Justinian im 6. Jahrhundert errichtet wurde. Zum Überleben hat das Kloster für die islamische Umgebung sogar ein Minarett erbaut als Zeichen der Toleranz. Das lange Dach der Kirche mit seinen Bleitafeln ist nicht schön, aber seit Jahrhunderten zweckmäßig und bewährt.

Klosterkirche mit Glockenturm (1), daneben ein Minarett (2).

Haupteingang mit Blick auf das Innere der Basilika
 
(Montage)

 

Die Kapelle (3) des "Brennenden Busches" an der Ostseite der Klosterkirche (4)

Osten der Kirche befindet sich die kleine Kapelle des "Brennenden Busches", der einst von Moses beschrieben worden war, eine Attraktion für viele Besucher des Klosters.

Der heute noch grüne Busch, genannt der "Brennende Busch"

 

 

Nach unserer Ankunft im Kloster wurde ich von Katharina seiner Eminenz Damianos, dem Erzbischof des Sinai und Ersten Abt des Klosters, sowie dem Zweiten Abt, Father Pavlos, vorgestellt. Und danach hatten wir Zugang zu vielen internen Bereichen, die mir vor fünf Jahren als Tourist nicht zugänglich waren: Kircheninneres, Empfangssalon, Wirtschaftsräume, Dachterrassen, Refektorium, Bibliotheksvorraum u. a, sowie zu den besonderen Veranstaltungen, die im Rahmen des Osterfestes dort stattfanden.

 

 

 

 

 

Der Zweite Abt, Father Pavlos

S. Em. Erzbischof des Sinai
und Erster Abt, Damianos

             

Wir wohnten in einem einfachen, zum Kloster gehörenden Hostel, das sich außerhalb der Klostermauern befindet und das auch von Pilgern und anderen Besuchern gebucht wird.

In der Woche vor Ostern war jedoch Fastenzeit, so gab es im Hostel-Restaurant kein Fleisch, keinen Fisch keine Eier oder Milchprodukte.     

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hostel zum Kloster (Gartenseite) 

Aber hier im Hostel trafen wir Kyriakos, einen Maler aus Athen,
der seit vielen Jahren das Kloster besucht und hier für seine Bilder
stets neue Motive findet.
Perfekt in seiner Muttersprache Griechisch, der Sprache der Mönche des Klosters,
sowie fließend in Arabisch, der Sprache der im Sinai lebenden Beduinen,
eröffnete er uns so manche neuen Aspekte im Kloster, Zugang zu einem schön gelegenen arabischen Restaurant mit wohlschmeckenden Speisen drunten im Dorf und das Erleben der exotisch-wüsten Umgebung der Berge des Sinai, was uns immer wieder faszinierte,
 

Der Maler Kyriakos zeigt einige seiner Bilder

Ausflug in die Klosterumgebung

 

 Mit einem klapprigen Taxi fuhren wir ins Dorf und dann weiter auf einer Piste in die sandige Umgebung der Berge.

 

Kyriakos, ein langjähriger guter Freund Katharinas, zeigte uns "seine" Farben und Formen in der wüstenähnlichen Landschaft des Sinai.

 

Wir ließen das Taxi stehen und wanderten zum Horizont, einer kleinen Hügelkette in den warmen Brauntönen, die die sinkenden Sinai-Sonne aus den Felsen hervorrief.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

                                                                                    Die Sinai-Wüsten-Wanderung        

... welch ein Blick!

 

Zurück ins Katharinenkloster:                    Das Kloster-Museum

Das Klostermuseum ist in neuerer Zeit eingerichtet worden, übersichtlich und und informativ. Es zeigt viele Ikonen, darunter die der Namensgeberin des Klosters, der Heiligen Katharina von Alexandrien, aber auch einige Schätze aus der Bibliothek, die nach der des Vatikans die bedeutendste der Christenheit ist. Die Handschriften, wie der Codex Sinaiticus, stellen die ältesten Überlieferungen des Neuen Testaments dar. Leider sind die meisten Folianten dieses Codex infolge einer Veruntreuung durch ihren Entdecker, einen Deutschen, über Russland  1933 in den Besitz der British Library gelangt.

          Schriftrolle aus dem Klostermuseum*)                          Ikonen der  Hl. Katharina von Alexandria,
                                                                                           der Namenspatronin des Klosters

*)Anmerkung: Die Fotos im Inneren wurden selbstverständlich ohne Blitz aufgenommen, um die wertvollen alten Exponate nicht zu gefährden.

Das alles beherrschende Ereignis waren die Osterfeierlichkeiten. Am Ostersamstag liest der Erzbischof aus den Evangelien. Am Abend werden Reliquien in einer feierlichen Prozession um die Kirche getragen. Nach Mitternacht folgt die Auferstehungsfeier.

 

Erzbischof Damianos bei der Prozession am Abend vor Ostern

 

Am Ostermorgen wird ein traditionelles Osterornat angelegt: Dazu begibt sich der Erzbischof in das Museum, um von den Priestern des Klosters eingekleidet zu werden. Diese Prozedur erfolgt unter dem großen Interesse der im Museum befindlichen Gläubigen und Besucher.

 

                         

Ankleidezeremonie im Kloster-Museum                             Der Erzbischof im festlichen Traditions-Oster-Ornat

 

                   

            Alle sind in Erwartung des Bischofs in der Klosterkirche,   ... und er ist auf dem Wege dorthin.

Priester-Mönche in ihren Ornaten

Im Verlaufe des Ostermorgens gab der Bischof einen Empfang zu Ehren der Scheichs der Sinai-Beduinenstämme. Es wurde ein Frühstück gereicht mit farbigen Ostereiern. Diese waren jedoch nicht im üblichen orthodoxen Rot - sondern in der grünen Farbe des Propheten Mohamed. Man bediente sich reichlich und nahm auch einen Teil mit für die daheim gebliebene Familie. Keine Scheu vor den Fotos, man fühlte sich wohl beim Plaudern mit den fließend arabisch sprechenden Erzbischof.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"... and please take some eggs home for your family!" (natürlich auf Arabisch!)

         

         Auch der Scheich des mächtigen Gebelya-Stammes der Sinai-Beduinen, Mohammed,
war bei dem Empfang und lässt sich gern mit der Autorin Katharina Wahlström ablichten.
                                                                                                                        

 

Das gemeinsame Mittagsmahl der Mönche am Ostersonntag wurde wie üblich im Refektorium des Klosters, genannt Trapeza, eingenommen. Dabei wurde mir eine besondere Ehre zuteil: Nachdem die Erlaubnis des zuständigen Mönchs, Father Nilos, eingholt war, wurde ich gebeten, am Ende der U-förmigen Tafel in der Trapeza Platz zu nehmen; weiblichen Personen ist der Zutritt zu der Trapeza traditionell nicht gestattet.

Der Saal ist stirnseits mit allegorischen Wandmalereien geschmückt, aber auch in den Spitzbogen-Mauern findet man Interessantes in Stein gemeißelt: die Namen von Kreuzrittern, die das Kloster einst besuchten.

  

Ostergedeck in der "Trapeza", dem Refektorium des Klosters

    

                  Kreuzritternamen             Platz des Abtes an der Stirnseite der Trapeza                           Apsis der Trapeza

 

 

Fresko in der Apsis der Trapeza

Als der Abt, Bischof Damianos,  Platz genommen hatte, begann das Mahl der Mönchsversammlung, schweigend. Ein Priester erklomm die kleine Kanzel der Trapeza und las aus der Bibel. Danach ergriff der Abt das Wort und berichtete in Griechisch anscheinend über die Klosterereignisse. 

 Das Mahl war üppig nach der Fastenwoche, der Wein schmeckte vielen, und fast alle lauschten den Worten des Abtes. Da hörte ich ihn F. Nilos etwas fragen, der Name Katharina fiel, und die Antwort war "Rudolf".  Ich stand auf und dankte mit einer kleinen Verbeugung für die freundliche Einladung.

So war ich nun auch der Mönchsgemeinschaft bekannt. Da machte es einfacher, mit anderen Mönchen zu kommunizieren - sofern sie Englisch verstanden. Für Father Justin war das kein Problem, er stammte aus Boston, und er war hier für die berühmte Bibliothek zuständig. Nach der Veruntreuung des Codex Sinaiticus war es Fremden nicht mehr erlaubt, die Bibliothek zu betreten, aber F. Justin holte einige schöne Handschriften in den Vorraum und zeigte sie uns. Dort befanden sich auch eine technisch hochwertige Digitalisierungseinrichtung mit Übertischkamera und Kaltlichteinrichtung sowie einige Bildbearbeitungs-PCs.

Der verbliebene Anteil des Codex Sinaiticus wird hier digitalisiert und soll in einem gemeinsamen Internetprojekt mit der British Library im Internet zugänglich gemacht werden.

Ein bedeutendes byzantinisches Kunstwerk aus frühchristlicher Zeit in der Klosterkirche befindet sich derzeit in Restauration: das Mosaik der Verklärung Christi.

    Infolge von Erdbeben und Wasserinfiltrationen
    sowie des jahrhundertelangen Gebrauchs von
    Öllampen in der Basilika war der Erhaltungszustand
    des Mosaiks äußerst bedenklich.

    Daher werden seit einiger Zeit sowohl die tragende
    Konstruktion als auch die Mosaiksteinchen restauriert.
    Experten des Centro di Conservazione Archeologica
    aus Rom führen die erforderlichen Arbeiten aus.
    Die losen Steinchen werden digital in ihrer Lage
    fotografiert und dann befestigt, fehlende Teile werden
    in der Dokumentation festgehalten und als Substitute
    gekennzeichnet, so dass man später in der Lage ist,
    das Original des Mosaiks von den restaurierten Teilen
    zu unterscheiden.

    Gleichzeitig ist vor der gesamten Apsis eine
    Stützvorrichtung angelegt worden, um die am stärksten
    gefährdeten Stellen durch Halterungen abzustützen.
    Die Arbeiten ziehen sich über Jahre hin, während der Zeit
    ist das Mosaik aus dem Kircheninnenraum nicht zu sehen.

Die Zentralfigur des Mosaiks der Verklärung Christi
im Hintergrund des Altarraums der Klosterkirche

 

Der Moses-Berg (Djebel Mousa)

Was aber wäre ein Klosterbesuch ohne die Ersteigung des Moses-Berges? Viele Besucher steigen während der Nacht zum Gipfel hinauf, um dort den Sonnenaufgang zu erleben. Dies kann man tun, dann teilt man die Pfade und Treppen jedoch mit Dutzenden von Touristen. So machten wir uns am Nachmittag auf den Weg zu dem Gipfel, von dem - so die Legende - Moses die Gesetzestafeln mitbrachte.

Östlich des Klosters liegt eine kleine Beduinensiedlung der Gebelya, die für den Aufstieg zum Mosesberg ihre Kamele mit Führer anbieten, allerdings nicht bis zum Gipfel. Es bleiben noch ca. 750 Stufen zu erklimmen.

Auf dem Pfad nach oben kommt man an einer winzigen Oase, Eliahs Basin, vorbei, wo ein Pfad zum Berg Sinai abzweigt.

 

            Die felsige Umgebung und die Aussicht sind faszinierend

Die in den Fels gehauenen Stufen zum Gipfel sind leicht zu erklimmen, zum Ausruhen findet man zwischendurch Beduinen-Stände mit kalten und heißen Getränken, letztere sind in den kalten Nachtstunden willkommen.

Auf dem Gipfel des Moses-Berges befinden sich eine kleine Kapelle und eine kleine Moschee.

   

 Der Sinai-Berg                                    Gipfelkapelle                                        Blick vom Mosesberg in ein Tal

 

 

 

Im Beinhaus des Klosters werden die sterblichen Überreste der Mönche seit Jahrhunderten aufbewahrt. Ein vor langer Zeit verstorbener Mönch, Stefanos, ist in seiner Mönchskutte Repräsentant dieser Jahrhunderte alten Tradition.

 

Copyright/Kopierrechte: Das Kopieren oder Vervielfältigen dieses Berichts oder von Teilen daraus ist nur mit Genehmigung des Autors und unter Angabe der Quelle gestattet.
                                                Only with written permission of the author and with reference to the source.

 

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Weitere Informationen

Leser, die an einem sehr ausführlichen und auch persönlich gestalteten Bericht über das Kloster,
seine Menschen, seine Umgebung und seine Geschichte interessiert sind,
geschrieben in sehr ausdrucksvoller Sprache von der Freien Journalistin 

                                      Gunnel Katharina Wahlström,  
sollten ihr Buch lesen:


Das Katharinenkloster beim Mosesberg im Sinai - Eine Welt von Toleranz
 

Verlag Edition Hagia Sophia, 203 Seiten, 82 Abbildungen; ISBN 978-3-937129-78-5

Im Sinai beim Moses-Berg liegt das älteste christliche Kloster der Welt, bereits erbaut im 6. Jahrhundert, als das Christentum noch ziemlich jung war. Die fünfzehn Meter hohen Mauern umschließen Schätze aus der Geschichte des Christentums. Bei der Klosterkirche wächst Moses Brennender Busch mit mehr-tausendjährigen Wurzeln hinab in den Boden und in die Geschichte.

Das Katharinenkloster ist eine Welt in sich, eine Welt der Toleranz. Es befindet sich sogar ein Minarett und eine Moschee innerhalb der tausendjährigen Mauern. Auch Nicht-Christen arbeiten hier, und die Bewohner der Umgebung des Klosters sind Beduinen und Muslime.

Generationen von Mönchen haben einander abgelöst. Gelehrsamkeit und Weisheit haben sich vereint mit Glauben. Und hier wacht man über Reichtümer von vielerlei Art - Ikonen von 15 Jahrhunderten, einzigartige Dokumente, Bücher und Urkunden der Bibliothek.

Hierher wallfahren Pilger und Touristen, trotz der geografisch abgeschiedenen Lage. Durch die Autorin begegnen die Leser des Buches einer Reihe von Persönlichkeiten, die an diesem Orte leben und arbeiten. Geschichte mischt sich mit Gesprächen in der Gegenwart. Das vermittelt ein starkes Gefühl des Dabeiseins, was noch verstärkt wird durch die vielen, wunderbaren Fotos in Farbe und Schwarz-weiß, die gleichfalls die  Seele und die Stimmung einfangen.

Der Erzbischof  Damianos vom Sinai hat das Vorwort des Buches geschrieben.

 

Translation of the cover text (German):

In Sinai near Moses' mountain the world's oldest christian monastery is situated, which was built already in the 6th century when christianity was still rather young. The walls of 15 meters height encircle treasures of chritianity's history. At the monastery, Moses' Burning Bush is growing with its several thousend years old roots, down to the ground and to history.

St. Catherine's monastery is a world in itself, a world of tolerance.  Even a minaret and a mosque are located here within the thound years old walls. Non-christians are working here as well, and the inhabitants around the monastery are beduins and muslims.

Generations of monks have replaced each other, skolarship and wisdom have joined with faith. And here one watches over treasures of many kind - icons from fifteen centuries, unique documents, books and valuable manuscripts.

Pilgrims and tourists come here in spite of the geographical location. Through the author, the book's readers meet a series of personalities who live and work at this place. History meets with talks of the present time. This conveys a strong feeling of being present, something that is even intensified by the numerous wonderful pictures in colour and black-and-white, which likewise catch the soul and mood.

The archbishop Damianos of Sinai has written the preface of the book.

(translated by Ochmann-HH)

 

 

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